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Bauen & Wohnen

Die Branche blickt nach vorn

Seit dem schnellen Zinsanstieg im Frühjahr diesen Jahres ist die Nachfrage nach Wohnimmobilien deutlich abgeflacht. Die merkliche Erhöhung der monatlichen Belastung bedeutet für viele das Aus vom Traum - insbesondere wenn die Eigenkapitaldecke dünn ist.

Die Branche blickt nach vorn

Foto: Daniel Maurer/dpa-tmin

Die Immobilienbranche geht optimistisch in das neue Jahr. So gebe es noch genügend Haushalte, die über D reichend Eigenkapital verfügen und die Nachfrage stützen, stellt Robin Frank, Geschäftsführer der Immobilienvermittlung BW GmbH für die BW-Bank fest.

Jedoch sei insgesamt eine starke Verunsicherung und auch abwartende Haltung zu verspüren. ,,Gleichzeitig registrieren wir eine Zunahme der Verkaufsangebote bei Bestandsimmobilien. Dies alles führt zu einer deutlichen Verlängerung der Verkaufszeiträume", so der Immobilienexperte. Allerdings werden die Preise für Wohnimmobilien insgesamt moderat zurückgehen. ,,Der Markt wird sich aber weiter differenzieren. Immobilien in schlechter Lage und mit energetischem Renovierungsrückstand werden stärkere Preisrückgänge erfahren."

„Die Käufer müssen wieder lernen: Geld kostet wieder Geld”
Stephan Scheibe, Head of Living Stuttgart bei Dr. Lübke & Kelber

Kerstin Schmid, Geschäftsführerin bei E&G Private Immobilien analysiert, dass die Menschen im Moment „in einer Schockstarre ob der unterschiedlichen Themen" sind. Das zeige auch die geringe Nachfrage. Im Neubau sei das sogar noch weniger. Die Immobilienexpertin geht davon aus, dass die Preise für Wohnimmobilien zwar bis im zweiten Quartal des nächsten Jahres weiter schwach sinken, dann aber wieder zum alten Niveau zurückkehren könnten.

Stephan Scheibe, Head of Living Stuttgart bei Dr. Lübke & Kelber, sieht zumindest im ersten Quartal noch eine sehr geringe Nachfrage nach Wohnimmobilien. Aber: „Die Käufer müssen wieder neu lernen: Geld kostet wieder Geld! Wenn dies wieder verstanden sei, Berlin etwas transparentere Politik macht und sich sicherlich auch die zuletzt doch sehr hohen Ankaufspreise etwas gesenkt haben, dann wird es wieder in einem leicht veränderten Fahrwasser weiter gehen", sagt Stephan Scheibe.

„Der grundsätzliche Wunsch nach Wohneigentum für Eigennutz ist sicherlich noch genau so hoch wie in den vergangenen Jahren", stellt Wolfgang Link von Link Immobilien seinen Ausführungen voran. Das aktive Interesse wie zum Beispiel Objektanfragen über die Portale, sei seit September 2022 jedoch völlig eingebrochen. Auch er führt das auf die hohen Zinsen und die hohe Inflation (auch bei den Energiepreisen) zurück sowie eine grundsätzliche Zukunftsangst. Andererseits sei die Nachfrage bei Objekten über der eine Million-Euro-Preisschwelle zum Eigennutz weiterhin vorhanden.

Bei „normalen" Wohnimmobilien prognostiziert der Immobilienexperte einen tatsächlichen Preisverfall von circa 15 bis 25 Prozent innerhalb von drei Monaten, abhängig von Lage und sonstigen Randfaktoren. Verkauft werde nur, was verkauft werden muss (durch Tod, Scheidung, etc.). Spekulanten, die glauben, kurzfristig noch einen überhöhten Preis zu erhalten, werden das Nachsehen haben.

Michael Hahn, Bezirksdirektor der Landesbausparkasse Südwest, sieht eine rückläufige Nachfrage in der Breite, während die Nachfrage in gefragten Lagen und bei Luxusimmobilien nach wie vor stabil sei. Allerdings seien viele Käufer derzeit in einer ,,Schockphase", in der sie erst langsam begreifen, dass die alten Energiepreise wohl nicht mehr zurückkehren werden und dadurch auch ihr Budget einschränken.

Auch Thomas Merk von Königskinder Immobilien GmbH stellt eine deutlich gesunkene Nachfrage fest. Auf der anderen Seite sind, mit regionalen Unterschieden, weit mehr Immobilien im Angebot, wie vor einem halben Jahr. „Es hat sich ein deutlicher Angebotsüberschuss ergeben." Durch die Ankündigung der EZB, den Leitzins im Dezember nochmals zu erhöhen, dürfte die Tendenz noch weiter in diese Richtung gehen., so der Immobilienexperte.

Claus Falkenberg, Geschäftsführer der BB Wohnbau GmbH, geht davon aus, dass die aktuelle Situation dazu führen wird, dass der eine oder andere Immobilienkäufer seine Kaufwünsche an die neuen Gegebenheiten anpasst. Also statt Reihenhaus mit Garten vielleicht nur noch eine schöne Vier-Zimmer-Wohnung. Der Immobilienexperte ist allerdings auch überzeugt, dass die Mieten weiter steigen werden. Schon deshalb sei eine Zurückstellung eines Kaufes nur dann sinnvoll, wenn sich dieser auch nicht mit Unterstützung der Familie/der Eltern realisieren lasse. Arnold-Christopher Herzberger von Lechler Immobilien hat ähnliche Erfahrungen gemacht. Der Immobilienexperte prognostiziert, dass durch die hohe Inflation und die sich nun einpendelnden Bauzinsen im Frühjahr 2023 die Nachfrage wieder steigen dürfte. /* Ingo Dalcolmo



MIT OPTIMISMUS FUR 2023

Steigende Zinsen, Inflation, Energiekrise: Der Wunsch nach den eigenen vier Wänden ist für viele Menschen in weite Ferne gerückt - zumindest in diesem Jahr. Die Immobilienbranche in der Region Stuttgart blickt dennoch mit Optimismus auf das kommende Jahr, wenngleich noch viele Fragen offen sind.


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