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Finanzen

Eher zaghafte Schritte

IHK-Bezirkskammer Böblingen über die Konjunktur zum Jahresbeginn

Eher zaghafte Schritte

Die Baubranche im Landkreis ist weiterhin gut ausgelastet und meldet eine gute Geschäftsentwicklung. Foto: djd/IVH

Die Wirtschaft im Landkreis Böblingen ist ganz ohne Feuerwerk und mit eher zaghaften, leisen Schritten in das Jahr 2022 gestartet. Zwar melden zahlreiche Unternehmen weiterhin eine gute Geschäftslage, der Blick auf die Zukunft lässt allerdings erahnen, dass diese Lage auf tönernen Füßen steht. Zu groß und zu vielfältig sind derzeit die Risiken für eine weiterhin stabile wirtschaftliche Erholung. Es ist dabei nicht allein der Russland-Ukraine-Krieg, der den Unternehmen Sorge bereitet. Coronamaßnahmen, steigende Preise, die Knappheit von Rohstoffen sowie der zunehmende Fachkräftemangel bilden daneben ein gefährliches Gemisch für die Konjunktur im Landkreis Böblingen.EIN GEFÄHRLICHES GEMISCHEin erster Blick auf die Zahlen der Umfrage der IHK-Bezirkskammer Böblingen lässt die Problematik noch nicht erahnen. Immerhin melden 48 Prozent der von der Böblinger Industrie- und Handelskammer befragten Unternehmen eine gute Geschäftslage. Gegenüber der Herbstumfrage der Kammer hat sich dieser Wert noch einmal um zehn Prozentpunkte verbessert. Da allerdings die Zahl der Betriebe, die eine schlechte Lagebeurteilung abgeben, ebenfalls gestiegen ist und nun bei rund 13 Prozent liegt, konnte sich der IHK-Lageindikator, der sich aus der Differenz zwischen optimistischen und pessimistischen Einschätzungen ergibt, nicht wesentlich verbessern.

Diese Stagnation spiegelt sich auch in der Auftragslage wider. Hier sackte der Indikator von zuletzt fast 30 Zählern auf nun nur noch elf ab. Annähernd 20 Prozent der IHK-Mitglieder melden eine rückläufige Nachfrage ihrer Produkte und Dienstleitungen. Insbesondere in der für das wirtschaftliche Wohl und Weh wichtigen Industrie rutschte der Absatz binnen weniger Monate nach unten. Hiervon war das Auslandsgeschäft sogar noch stärker betroffen als das Inlandsgeschäft. Fast 30 Prozent der verarbeitenden Betriebe im Kreis melden zurzeit eine sinkende Nachfrage aus dem Ausland.

Der Einzelhandel, die Gastronomie, die Hotellerie und die vielen kundennahen Dienstleister hatten zuletzt immer noch unter den Corona-Maßnahmen zu leiden und kämpfen allzu oft weiterhin um ihre Existenz. Während im Handel, die an der Industrie hängenden Großhändler eine ordentliche Situation melden können, ist die Lage im Einzelhandel in den vergangenen Monaten mit den Restriktionen teilweise katastrophal gewesen. Abgesagte Weihnachtsmärkte, Zutrittsbeschränkungen und die Maskenpflicht haben die Kunden zurückgehalten. Die Geschäfte blieben weit hinter normalen Jahren zurück und die stationären Einzelhändler lassen damit ein weiteres Krisenjahr mit schlechtem Ende hinter sich.

Bei den Dienstleistern des Landkreises verharrte die Lageeinschätzung auch zum Jahreswechsel auf einem hohen Niveau. Fast 42 Prozent konnten in der IHK-Umfrage eine gute wirtschaftliche Situation melden, zusammen mit den Schlechtmeldungen ergibt sich damit ein IHK-Lageindikator von 23 Zählern. Die Branche bewegt sich damit auf einem ähnlichen Niveau wie im Herbst vergangenen Jahres. Auffallend ist hierbei allerdings ein getrennter Verlauf innerhalb der Dienstleistungsbranche. Sowohl die Gut- als auch die Schlechtmeldungen haben zugenommen. Insbesondere der Hotellerie- und Gastronomiesektor leidet immer noch unter den Einschränkungen und der Zurückhaltung der Kunden. Auch Dienstleistungen, die mit einem engeren Kontakt mit den Kunden einhergehen, sind von dieser Zurückhaltung nach wie vor betroffen.

Am Bau läuft es auch zu Beginn dieses Jahres gut. Die Branche ist mit der regen Bautätigkeit aufgrund der günstigen Finanzierungsmöglichkeiten und der starken Nachfrage weiterhin gut ausgelastet und meldet eine gute Geschäftsentwicklung. wk

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