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Familie & Leben

Gemeinsam trauern

Erwachsene wollen Kinder oft vor der Begegnung mit dem Tod und den damit verbundenen unangenehmen Gefühlen schützen. Ist es eine gute Idee, sie mit zur Beerdigung zu nehmen?

Gemeinsam trauern

Möchten Kinder zur Bestattung mitkommen, sollte man sie darauf vorbereiten. Etwa mit einem Besuch auf dem Friedhof. Foto: Pixabay

In der Regel haben gerade ältere Kinder ein Gespür dafür, was sie sich selbst zumuten können. Man sollte sie daher einfach fragen, ob sie bei der Aufbahrung vom Verstorbenen Abschied nehmen und an der Beerdigung teilnehmen wollen.

Natürlich hängt es vom Alter und dem Wesen ab, wie ein Kind mit Trauer umgeht - das ist bei Erwachsenen nicht anders. Doch eine behutsame Konfrontation mit der Realität hilft auch Kindern, den Tod besser zu verarbeiten. ,,Gerade beim Thema Trauer ist es wichtig, die Kinder einzubeziehen ohne sie dabei zu überfordern", sagt Trauertherapeut Roland Kachler.

Kinder vorbereiten und begleiten

Wenn das Kind mitkommen möchte, sollten Erwachsene es auf die Bestattung und Trauerfeier vorbereiten. Also vorher erklären, wie alles abläuft. Das gibt Kindern Sicherheit. ,,Eltern können zum Beispiel mit dem Kind schon vorher zum Friedhof gehen und erklären, dass dort dann der Opa oder die Oma begraben wird", sagt Kachler. Er begleitet als Psychologischer Psychotherapeut Menschen in Trauersituationen.

Gut ist auch, wenn ein Kind Handlungsoptionen hat, es also etwa eine Blume und ein selbst gemaltes Bild auf den Sarg legen kann. Und: „Für Kinder kann es hilfreich sein, wenn sie ihr Schmusetier und vielleicht ein Malbuch zur Beerdigung mitnehmen können", rät Kachler.

Immer an der Seite des Kindes

Wichtig ist, dass auch während der Beerdigung jemand das Kind begleitet. Das gilt insbesondere, wenn man größere Gefühlsausbrüche bei nahen Angehörigen erwartet, etwa weil die Mutter oder der Vater oder ein Geschwisterkind gestorben sind. ,,Dann sollte sich eine entferntere Angehörige, etwa eine Tante, um das Kind kümmern", sagt Kachler.

Die Tante kann das Kind aus der Situation herausnehmen, wenn es ihm zu viel wird. „Auch das ist völlig in Ordnung", so der Trauertherapeut. ,,Denn alle Reaktionen eines Kindes in einer Verlustsituation sind erlaubt." dpa

KURZ GESAGT

Einfach fragen
Je nach Alter des Kindes, sollte man sie einfach fragen, ob sie an der Beerdigung teilnehmen möchten.

Behutsame Konfrontation
Vom Alter und Wesen des Kindes hängt es ab, wie es mit Trauer umgeht. Um den Tod besser verarbeiten zu können, sollte man es behutsam mit der Realität konfrontieren.

Während der Bestattung begleiten
Eine nahe Angehörige oder ein entfernter Verwandter können dem Kind zur Seite stehen und es aus der Situation herausnehmen, wenn es ihm zu viel wird. sk

Die Trauer ansehen

Weniger Schlaf, Schüttelfrost und graue Haare - der Verlust eines Menschen macht sich auf viele Arten bemerkbar.

Trauer ist vielen Menschen auch äußerlich anzusehen. So fällt zum Beispiel die Körperhaltung oft ins Auge. ,,Viele Trauernde gehen nicht mehr so aufrecht, der Kopf hängt ein wenig, sie bewegen sich langsamer", beschreibt Annette Wagner. Sie ist Vorstandsmitglied des Bundesverbandes Trauerbegleitung (BVT) und unter anderem auch als Klinikseelsorgerin tätig.

In ihrer Arbeit mit trauernden Menschen fällt Annette Wagner immer wieder auf, dass diese - selbst an warmen Tagen gehörig frösteln. Ein heißer Tee und eine kuschelige Decke sind dann nicht nur für die Seele wichtig, sondern auch für den Körper.

Älter wirken als manist

Für Außenstehende wirken trauernde Menschen manchmal wie gealtert. ,,Die Mundwinkel fallen, die Haut ist aschig, unter den Augen sind dunkle Ringe - so sieht ein trauriger Mensch aus", sagt Wagner.

Das habe auch mit den Lebensumständen in der Trauerphase zu tun, erläutert die Expertin: Nach einem Verlust rattert der Kopf oft so sehr, dass Trauernde schlecht in den Schlaf finden. Dazu kommt häufig Appetitlosigkeit. Wenn dann auch noch die Bewegung im Alltag zu kurz kommt, fehlt dem Körper eine gute Durchblutung - all das sieht man einem trauernden Menschen manchmal an. dpa


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